Vor einiger Zeit bat mich eine Kollegin um Rat. Sie hatte Probleme mit einem Mitarbeiter, von dem sie sich wünschte, dass er strukturierter arbeiten solle. Und sie fragte mich, was sie denn tun könne.
Ich überlegte kurz, holte tief Luft und…nun ja. Es wurde ein ziemlich langes Gespräch.
Wir klärten zunächst einmal, was sie überhaupt unter strukturiertem Arbeiten versteht und warum sie der Meinung sei, dass ihr Mitarbeiter es nicht könne. Ich erklärte ihr außerdem, warum man anderen Menschen eine strukturierte Arbeitsweise nicht aufzwingen kann und welche Tipps sie ihm trotzdem geben könnte.
Und genau um das alles soll es auch in diesem Beitrag gehen.
Vielleicht kennst du es auch von dir selbst. Du sitzt an deinem Schreibtisch, die Zeit verrinnt und du fühlst dich, als ob es ein Kampf gegen Windmühlen ist.
Die Flut von Aufgaben und E-Mails nimmt kein Ende, es gibt immer mehr Dinge, an die du denken musst. Irgendwie muss immer alles gleichzeitig erledigt werden, und es bleibt keine Zeit, sich auch mal um ein wenig Ordnung auf dem Schreibtisch zu kümmern. Und darunter leiden auch die privaten Verpflichtungen und deine Freizeit.
Es ist ein ständiger Balanceakt zwischen Arbeit und Privatleben, zwischen Effizienz und Überforderung. Es fehlt einfach eine klare Struktur.
Doch das muss nicht so bleiben. Denn es gibt einen Weg, der dir nicht nur hilft, deine Arbeit effektiver zu gestalten, sondern auch Zeit schenkt – Zeit für dich, deine Familie und deine Leidenschaften. Weg vom Chaos, hin zu einer strukturierten Arbeit.
Es geht um eine grundlegende Veränderung deiner Arbeitsweise, um den Aufbau eines Systems, das zu dir und deinem Arbeitsstil passt.
Du erfährst in diesem Artikel alles über die Methoden, die dich dabei unterstützen, Prioritäten zu setzen und Ablenkungen zu minimieren. Du lernst, deine Arbeitszeit so zu gestalten, dass am Ende des Tages nicht nur deine Arbeit erledigt ist, sondern auch ein Gefühl der Zufriedenheit und des Fortschritts entsteht.
Alle verlangen Struktur und Organisation
Vielleicht ist es dir schon einmal aufgefallen. Überall wird gefordert, eine strukturierte Arbeitsweise anzuwenden und gut organisiert zu sein. Ein Blick in die einschlägigen Jobportale zeigt, dass in nahezu jeder Stellenanzeige solche oder ähnliche Sätze als Voraussetzungen genannt werden:
- …“strukturierte Arbeitsweise und Organisationstalent“…
- …“Selbstständige, strukturierte Arbeitsweise“…
- …“ein hohes Qualitätsbewusstsein und eine strukturierte Arbeitsweise“…
- …“sorgfältiges, gewissenhaftes und strukturiertes Arbeiten“…
Offensichtlich wird strukturiertes Arbeiten also als eine Basisfähigkeit vorausgesetzt. Aber warum tun sich dann so viele Menschen schwer damit oder können gar nicht genau definieren, was es dafür eigentlich braucht?
Was bedeutet strukturiertes Arbeiten? Eine Definition
Wenn man die Bedeutung einer strukturierten Arbeitsweise in einem Satz zusammenfassen soll, dann vielleicht so:
Eine strukturierte Arbeitsweise zu haben bedeutet, Aufgaben und Projekte durch geplante, organisierte und zielgerichtete Vorgehensweisen effizient zu bearbeiten.
Doch was bedeutet diese Definition genau? Was ist eine geplante Vorgehensweise und was macht sie organisiert und zielgerichtet?
Vermutlich hat jeder von uns eine gewisse Vorstellung davon, was es heißt, strukturiert zu arbeiten. Oder wir haben ein Bild vor Augen, wie es aussieht, wenn wir nicht strukturiert oder organisiert sind.
Anzeichen für das Fehlen einer strukturierten Arbeitsweise
Es gibt Warnsignale, die zeigen, wenn wir nicht strukturiert arbeiten. Und auf die solltest du achten. Folgende Anzeichen sind dabei typisch:
Ein oder mehrere dieser Warnsignale sind ein Hinweis darauf, dass du deinen Tag und deine Arbeit besser strukturieren solltest. Lass uns deshalb einmal etwas genauer auf die verschiedenen Herausforderungen schauen.
Die Herausforderungen unstrukturierter Arbeit
Stell dir vor, du startest deinen Arbeitstag mit einer klaren Idee von dem, was du erreichen möchtest. Du bist optimistisch, dass der Tag nach deinen Vorstellungen verlaufen wird.
Aber kaum hast du angefangen, unterbrechen dich unerwartete Aufgaben und Ablenkungen. Deine sorgfältig geplante To-do-Liste wird zur Nebensache, während du versuchst, auf die neue Situation zu reagieren. Doch irgendwie gelingt dir das nicht.
Dies ist ein klassisches Beispiel für unstrukturierte Arbeit – eine Arbeitsweise, die mehr Stress als Erfolg bringt.
Daher ist es wichtig, sich der Anzeichen bewusst zu sein. Die folgenden Symptome treten besonders häufig bei unstrukturierter Arbeit auf.
1. Das Dilemma unvollendeter Aufgaben
Der erste und vielleicht offensichtlichste Punkt unstrukturierter Arbeit ist das Problem unvollendeter Aufgaben. Ohne eine klare Struktur fällt es schwer, Projekte zu beginnen und vor allem, sie zu Ende zu bringen. Unstrukturiertes Arbeiten führt oft zu einem Zustand, in dem viele Aufgaben begonnen, aber nur wenige abgeschlossen werden.
Überall hängen dann Haftnotizen mit Erinnerungen, was noch zu erledigen ist. Und der Schreibtisch ist voll mit noch zu bearbeitenden Unterlagen. Nach und nach werden die Stapel höher.
Dieses ständige Hin und Her zwischen verschiedenen Aufgaben verhindert nicht nur Fortschritt, sondern kann auch zu Frustration führen.
2. Der Fluch von Ablenkungen
Ablenkungen sind heutzutage allgegenwärtig. E-Mails, Sofortnachrichten, Social Media – all das kann die Konzentration stören und den Arbeitsfluss unterbrechen. Unstrukturiertes Arbeiten macht uns anfälliger für diese Unterbrechungen, da wir keinen festen Plan haben, an den wir uns halten können. Das Resultat? Ein Arbeitstag, der mehr durch Reaktion als durch Aktion geprägt ist. Wir haben keine Kontrolle über unsere eigene Arbeit.
3. Ineffizienz und Zeitverschwendung
Wenn wir ohne klare Struktur arbeiten, neigen wir dazu, mehr Zeit mit weniger produktiven Aktivitäten zu verbringen. Egal, ob wir dies unbewusst oder absichtlich machen. Wir verlieren uns in Details, verfolgen nicht zielführende Aufgaben und lassen uns von unwichtigen Dingen ablenken.
Ineffizienz in unstrukturiertem Arbeiten bedeutet, dass trotz langer Arbeitsstunden wenig tatsächlicher Fortschritt erzielt wird. Und am Ende des Tages stellen wir fest, dass wir nichts von dem geschafft haben, was wir uns eigentlich vorgenommen haben.
4. Das Gefühl des ständigen Zeitmangels
Viele Menschen, die unstrukturiert arbeiten, klagen über ständigen Zeitmangel. Sie haben das Gefühl, dass die Zeit nie ausreicht, um alles zu erledigen, was erledigt werden muss. Dieser wahrgenommene Zeitmangel führt dann oft zu Überstunden und Arbeit am Wochenende. Und schon ist sie dahin, die schöne Work-Life-Balance.
5. Stress, Überforderung und Burnout
Unzählige unerledigte Aufgaben, ständige Ablenkungen, Ineffizienz und gefühlter Zeitmangel können auf lange Sicht zu dauerhaft erhöhtem Stress und sogar zum Burnout führen. Der ständige Druck, mehr zu tun, ohne ein klares System oder eine klare Richtung, kann emotional und physisch belastend sein. Daraus entsteht ein gefährlicher Teufelskreis: Je mehr Stress wir empfinden, desto schwieriger wird es, uns zu organisieren und desto unstrukturierter wird unsere Arbeit.
Jedes dieser Probleme kann allein schon eine Herausforderung darstellen, in Kombination können sie sogar überwältigend wirken. Doch so weit muss es nicht kommen.
Es gibt nämlich konkrete Strategien und Werkzeuge, die dir helfen können, deinen Alltag effizienter und zufriedener zu gestalten.
Grundkonzepte des strukturierten Arbeitens
Strukturiertes Arbeiten ist mehr als nur eine Methode – es ist eine Lebenseinstellung. Es geht darum, deine Arbeitsweise so zu gestalten, dass du nicht nur effektiver, sondern auch zufriedener bist. Das spiegelt sich in verschiedenen Ansätzen und Herangehensweisen wider. Die wichtigsten sind:
1. Klare Zielsetzung: Der Kompass deines Arbeitstages
Alles beginnt mit einem Ziel. Aber nicht mit irgendeinem, sondern mit einem smarten Ziel. Das bedeutet, deine Ziele sollten spezifisch, messbar, anwendbar, realistisch und terminiert sein. SMARTe Ziele geben dir eine klare Richtung vor und helfen dir, deine Aufmerksamkeit auf das Wesentliche zu konzentrieren. Sie ermöglichen es dir, den Kurs zu halten, auch wenn es mal chaotisch zugeht.
2. Priorisierung: Der Schlüssel zur Effizienz
Nicht alle Aufgaben sind gleich wichtig. Das Verständnis, welche Aufgaben Priorität haben, ist essenziell. Die Eisenhower-Matrix zum Beispiel ist ein einfaches, aber wirkungsvolles Tool, das dir hilft, Aufgaben nach ihrer Wichtigkeit und Dringlichkeit zu sortieren. Es geht darum, zu entscheiden, was sofort erledigt, geplant, delegiert oder gar nicht gemacht werden muss. Durch Priorisierung sicherst du, dass du deine Energie und Zeit in die Aufgaben investierst, die den größten Einfluss auf deine Ziele haben.
3. Zeitmanagement: Deine wertvollste Ressource
Zeit ist begrenzt. Gutes Zeitmanagement bedeutet, jeden Tag so zu planen, dass du das Beste daraus machst. Es geht darum, realistische Zeitblöcke für spezifische Aufgaben festzulegen und sich an diese Planung zu halten. Vermeide Multitasking, da es oft zu einer geringeren Qualität und mehr Stress führt. Indem du lernst, deine Zeit effektiv zu nutzen, erhöhst du nicht nur deine Produktivität, sondern gewinnst auch mehr Zeit für dich und deine Lieben.
4. Ablenkungen minimieren: Der Kampf um deine Aufmerksamkeit
Ablenkungen lauern überall. Daher ist es wichtig, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Finde heraus, was deine größten Ablenkungen sind – sei es das ständige Checken von E-Mails oder der Drang, doch mal schnell bei Facebook, Instagram oder Tiktok vorbeizuschauen. Ein bewusster Umgang mit diesen Ablenkungen kann deine Effizienz drastisch steigern. Bereits kleine Veränderungen, wie zum Beispiel Benachrichtigungen auszuschalten oder bestimmte Zeiten für E-Mails festzulegen, können große Auswirkungen haben.
5. Regelmäßige Reflexion: Der Schlüssel zur kontinuierlichen Verbesserung
Nimm dir regelmäßig Zeit, um deine Arbeitsweise zu reflektieren. Was funktioniert gut und was könnte besser sein? Durch regelmäßige Reflexion lernst du dich und deine Arbeitsweise noch besser kennen und kannst Anpassungen vornehmen, die deine Effizienz und Zufriedenheit weiter steigern.
6. Werkzeuge und Ressourcen: Deine Verbündeten im Kampf gegen das Chaos
Lass dich auf deinem Weg zu mehr Struktur im Alltag unterstützen. Die richtigen Werkzeuge können dabei den Unterschied machen. Von simplen To-do-Listen-Apps bis hin zu komplexen Projektmanagement-Tools – finde heraus, welche Werkzeuge für dich am besten funktionieren. Diese Tools können dir helfen, organisiert zu bleiben, deine Aufgaben im Blick zu behalten und sicherzustellen, dass nichts durch die Lücken fällt.
Wende diese sechs Grundkonzepte an und integriere sie in deinen Arbeitsalltag. Du wirst feststellen, dass strukturiertes Arbeiten nicht nur deine Produktivität steigert, sondern auch zu einer tieferen Zufriedenheit führt.
Im nächsten Kapitel erfährst du, welche konkreten praktischen Methoden und Werkzeuge du nutzen kannst, die dir auf deinem Weg zum strukturierten Arbeiten helfen können.
Praktische Lösungen und Werkzeuge für strukturiertes Arbeiten
Du weißt jetzt bereits, was die Prinzipien des strukturierten Arbeitens sind und worauf zu achten ist. Und natürlich gibt es auch konkrete Methoden, Tools und Techniken, die einem dabei helfen können, diese Prinzipien auch zu befolgen. Daher möchte ich dir einige dieser Werkzeuge vorstellen, mit deren Hilfe du deine Arbeit und deinen Tag effektiv organisieren und deine Produktivität steigern kannst.
1. Zeitmanagement-Techniken
Pomodoro-Technik: Eine bewährte Methode, die hilft, Fokus und Disziplin zu fördern. Sie basiert auf der Idee, dass häufige Pausen die Leistungsfähigkeit steigern können. Du arbeitest für 25 Minuten konzentriert und legst dann eine 5-minütige Pause ein. Dieser Zyklus wird wiederholt und hilft dabei, Ermüdung vorzubeugen.
Time Boxing: Diese Methode nutzt deinen Kalender zur Steigerung der Produktivität. Du reservierst dir spezifische Zeiträume für bestimmte Aufgaben. Dadurch schützt du deine wertvolle Arbeitszeit vor Ablenkungen und kannst dich auf das Wesentliche konzentrieren. (Ich werde regelmäßig neue Beiträge zu Methoden und Werkzeugen veröffentlichen und die Liste kontinuierlich erweitern.)
Checklisten: Erstelle dir für wiederkehrende Tätigkeiten und Routineaufgaben Checklisten. So behältst du deine Aufgaben im Griff und bearbeitest sie effizient.
2. Priorisierungsmethoden
Eisenhower-Matrix: Diese Methode hilft dir, deine Aufgaben nach Dringlichkeit und Wichtigkeit zu ordnen. Es erlaubt dir, aufgabenorientierter und zielgerichteter zu arbeiten, indem du dich auf das konzentrierst, was wirklich zählt.
Eat-the-Frog-Methode: Ein geeignetes Werkzeug, um deine Aufschieberitis zu bekämpfen. Nimm dir eine schwere oder unangenehme Aufgabe direkt zu Beginn des Tages vor. Dadurch bekommst Du einen freien Kopf und der Rest des Tages läuft direkt viel leichter.
4. Minimierung von Ablenkungen
Benachrichtigungseinstellungen: Überprüfe deine Benachrichtigungseinstellungen auf allen Geräten. Durch das Ausschalten unnötiger Benachrichtigungen kannst du Unterbrechungen minimieren und deine Konzentration verbessern.
Feste Zeiten für E-Mails und Social Media: Blocke dir Zeit im Kalender, um Nachrichten zu lesen und zu schreiben.
5. Optimierung der persönlichen Arbeitsumgebung
Arbeitsplatzgestaltung: Eine komfortable und gut organisierte Arbeitsumgebung kann deine Produktivität und dein Wohlbefinden erheblich steigern. Überlege, wie du deinen Arbeitsplatz ergonomisch und clever gestalten kannst, um ein angenehmes und effizientes Arbeiten zu erreichen.
Arbeits- und Privatleben trennen: Insbesondere im Home-Office ist es wichtig, klare Grenzen zwischen Arbeit und Privatleben zu ziehen. Dies hilft, Überarbeitung zu vermeiden und sorgt für eine ausgewogene Work-Life-Balance.
6. Regelmäßige Selbstreflexion und Motivation
Tagesprotokoll führen: Schreibe deine Erfahrungen, Herausforderungen und Erfolge regelmäßig auf. Das kann dir helfen, Muster in deiner Arbeitsweise zu erkennen und Bereiche für Verbesserungen zu identifizieren.
Seinfeld-Methode: Kreuze jeden Tag im Kalender ab, wenn du deine Tagesziele erreicht hast. Diese simple Methode hilft dir dabei, deine Erfolge sichtbar zu machen und dich zu motivieren, Erfolgsketten zu bilden.
Fazit: Mach den ersten Schritt
Du hast jetzt die grundlegenden Dinge erfahren, um deiner Arbeit und deinem Tag eine Struktur zu geben. Eine strukturierte Arbeitsweise ist wie ein Puzzle, das sich aus vielen kleinen Elementen zusammensetzt: Denkweisen, Prinzipien, Methoden, Techniken. Und für jeden Menschen besteht dieses Puzzle aus anderen Teilen. Jeder muss für sich selbst den besten Weg finden, um langfristig Erfolg zu haben.
Jetzt ist es an der Zeit, das Gelernte in die Praxis umzusetzen. Ermittele die für dich wichtigsten Punkte, an denen du arbeiten möchtest. Beginne mit einer Methode oder einem Werkzeug, das dir besonders zusagt, und baue darauf auf. Denn jeder kleine Schritt kann zu großen Veränderungen führen.
Teile gerne deine Erfahrungen: Hast du einen Aha-Moment erlebt? Welche Techniken wirst du ausprobieren? Erzähle gerne in den Kommentaren, wie es für dich läuft. Ich freue mich über dein Feedback.
Titelbild: Nightcafé Image Creator