Was tun gegen Perfektionismus? Tipps & Strategien

Für eilige Leser: Alles Wichtige im Überblick

  • Perfektionismus heißt, sehr hohe Ansprüche zu haben und fehlerfreie Ergebnisse erreichen zu wollen.  
  • Es gibt eine hilfreiche Form, die motiviert, und eine belastende Form, die Druck und Stress erzeugt.
  • Ursachen sind innere Ansprüche, Erziehung, gesellschaftlicher Leistungsdruck und soziale Medien.
  • Folgen sind Stress, Aufschieben, Mikromanagement, ineffizientes Arbeiten und Erschöpfung.
  • Das hilft: Glaubenssätze prüfen, Fehler als Lernchance sehen, die 80/20-Regel nutzen, klare Prioritäten und Deadlines setzen sowie besser delegieren.

Ausführlicher erfährst du alles Wissenswerte in diesem Artikel.

Wenn ich bei Veranstaltungen, Vorträgen und Workshops nach den persönlichen Gründen für schlechtes Zeitmanagement frage, ist eine Antwort immer mit dabei: übermäßiger Perfektionismus.

Ein Phänomen, dass in den letzten Jahren immer präsenter geworden ist und gleichzeitig auch immer mehr zu einem Problem wird.

Perfektionismus kostet nicht nur Zeit, sondern er schadet auch der Gesundheit.

Grund genug, um diesem Phänomen einmal näher auf den Grund zu gehen.

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Was ist Perfektionismus?

Der Begriff des Perfektionismus ist ein Ausdruck, den wir alle in unserem täglichen Leben häufig verwenden. Doch was genau verbirgt sich hinter diesem Begriff?

Im Allgemeinen beschreibt Perfektionismus das starke Verlangen, außergewöhnlich hohe Standards zu erreichen und ein Ergebnis zu erzielen, das völlig frei von Fehlern ist.

Ist Perfektionismus immer schlecht?

Perfektionismus ist per se weder gut noch schlecht. Erst durch den Auslöser und den Umgang mit ihm bekommt er einen entweder positiven oder negativen Aspekt. Daher lässt sich Perfektionismus in zwei Kategorien unterteilen: gesunden und ungesunden Perfektionismus. 

Gesunder Perfektionismus
  • Er motiviert dich und fördert Qualitätsbewusstsein.
  • Er spornt an, gute Ergebnisse zu erzielen.
  • Fehler werden als Lernchance gesehen.
  • Er führt zu Stolz auf die eigene Arbeit. 
Ungesunder Perfektionismus
  • Er basiert auf Angst vor Fehlern und Kritik.
  • Er erzeugt permanenten Druck.
  • Selbst kleine Abweichungen vom Ideal werden als Scheitern empfunden.
  • Er blockiert, führt zu Stress, Prokrastination (Aufschieberei) und langfristig zu Erschöpfung. 

Manchmal ist es gar nicht so leicht, den eigenen Perfektionismus zu bewerten. Ist er noch gesund oder sollte ich gegensteuern?

Daher hast du hier die Möglichkeit, mit einem kleinen Test zu überprüfen, wie perfektionistisch du bist.

Das ist natürlich kein wissenschaftlich fundierter Test. Er kann dir aber erste Hinweise darauf geben, in welchen Situationen du zu Perfektionismus neigst und er sich negativ äußert.

Selbsttest: Bin ich perfektionistisch?

Beantworte jede zutreffende Aussage mit Ja, indem du den Regler aktivierst.

  1. Ich brauche oft sehr lange, um eine Aufgabe fertigzustellen, weil ich alles optimieren möchte.
  2. Ich habe Angst, für Fehler kritisiert zu werden.
  3. Ich verschiebe Aufgaben, weil ich warte, bis die „perfekten“ Bedingungen herrschen.
  4. Ich kontrolliere meine Arbeit mehrfach, auch wenn sie schon erledigt ist.
  5. Ich tue mich schwer, Aufgaben zu delegieren, weil andere es „nicht richtig“ machen würden.
  6. Ich fühle mich oft unzufrieden mit meinen Ergebnissen, auch wenn sie objektiv gut sind.
  7. Ich verliere mich manchmal in Details und verliere das große Ganze aus dem Blick.
  8. Ich vergleiche meine Leistungen häufig mit denen anderer.
  9. Ich habe Schwierigkeiten, Dinge einfach mal auszuprobieren, ohne vorher alles durchzuplanen.
  10. Ich empfinde kleine Fehler schnell als persönliches Scheitern.

Hinweis: Jeder aktivierte Regler zählt als „Ja“.

Was sind die Ursachen von Perfektionismus?

Die Auslöser von Perfektionismus sind sehr vielschichtig.

Zum einen kannes das eigene innere Bedürfnis sein. Man hat hohe eigene Ansprüche an sich selbst und glaubt, dass nur fehlerfreie Leistung ausreichend ist.

Zum anderen wird Perfektionismus auch von außen beeinflusst

Wir leben in einer sehr leistungsorientierten Gesellschaft. Der Druck von außen durch Arbeitgeber, Führungskräfte, Kolleg:innen aber auch Social Media ist groß. Und diese Erwartungen sorgen oft dafür, dass nur vermeintlich perfekte Ergebnisse akzeptiert werden.

Auch unsere Erziehung hat einen großen Einfluss darauf, wie perfektionistisch wir sind.
Haben deine Eltern oder andere Bezugspersonen dir vielleicht schon als kleines Kind gesagt, dass du immer alles richtig machen musst? Und vielleicht sogar mit negativen Konsequenzen gedroht, wenn du einen Fehler gemacht hast?

Solche Erwartungshaltungen prägen sich sehr stark im Gedächtnis ein und manifestieren sich dann mit der Zeit als fest verankerte Glaubenssätze.

„Sei stark.“
„Mache bloß keine Fehler. Was sollen sonst die anderen Leute denken.“
„Du musst immer der/die Beste sein.“

Was sind die Auswirkungen von Perfektionismus

Das Streben nach Perfektion, besonders wenn er nicht aus einem eigenen positiven Antrieb heraus erfolgt, kann Stress auslösen

Über kurze Phasen hinweg ist Stress erst einmal nicht schlimm. Kritisch wird es allerdings, wenn der Perfektionismus zu einem andauernden Stresszustand führt.

Denn Stress kann zu verschiedenen Krankheiten führen, wie zum Beispiel Bluthochdruck, Magengeschwüren, und Schlafproblemen und auch das Risiko für Herzerkrankungen erhöhen.

Außerdem können sich weitere psychische Belastungen wie Angstzustände und chronische Erschöpfung entwickeln.

Auch die praktischen Folgen des Perfektionismus können sich unterschiedlich äußern.

Aufschieben:
Eine Aufgabe überhaupt zu beginnen, kann zu einer schier unüberwindlichen Hürde werden. Denn wenn der Druck groß ist, etwas perfekt machen zu „müssen“, kommt die Angst ins Spiel, es eventuell nicht oder nur mit großem Aufwand zu schaffen. Und dann fängt man die Aufgabe lieber gar nicht erst an. Eine klassische Vermeidungstaktik.

Mikromanagement:
Besonders bei Führungskräften äußert sich ein ausgeprägter Perfektionismus in Mikromanagement. Denn diesen Personen fällt das Delegieren besonders schwer. Sie glauben, dass nur sie selbst eine Aufgabe so erfüllen können, wie sie sich das vorstellen. Daher werden Aufgaben ungern an andere abgegeben. Und wenn doch, dann wird jede Kleinigkeit kontrolliert und vorgegeben. 

Ineffizientes Arbeiten:
Manchmal kann es passieren, dass wir uns zu sehr in eine Aufgabe vertiefen und dabei mehr Zeit und Energie investieren, als nötig wäre. Wir verschwenden Zeit und Energie, weil die zusätzlichen Bemühungen nicht wirklich zu einer besseren Lösung führen. Es ist wichtig, ein gesundes Gleichgewicht zu finden und zu erkennen, wann es der richtige Zeitpunkt ist, die Arbeit abzuschließen.

Wie überwindet man Perfektionismus?

Perfektionismus entwickelt sich nicht über Nacht. Es braucht meist viele Situationen und Einflüsse, damit er sich so äußert, dass er zur Belastung wird. Und genauso braucht es Zeit, um ihn abzulegen oder ihn so zu behandeln, dass er nicht mehr als Belastung wahrgenommen wird. Hierfür können die folgenden Ansätze eine hilfreiche Unterstützung sein.

Gedankenmuster hinterfragen

Wie bereits erwähnt ist Perfektionismus oft in Glaubenssätzen begründet, die überwiegend im Laufe unseres Erwachsenwerdens entstehen.

Mache dich einmal bewusst auf die Suche nach diesen Glaubenssätzen. Was sind deine inneren Antreiber, alles perfekt machen zu wollen? Gab es Situationen in deiner Kindheit, in denen du perfekt sein solltest? Hatten Fehler in deinem Leben negative Konsequenzen?

Die folgenden Fragen können dir helfen, deine Glaubenssätze in Bezug auf deinen Perfektionismus zu analysieren und in etwas Positives umzuwandeln.

  • Seit wann habe ich diesen Glaubenssatz?
  • Wer hat ihn erschaffen?
  • Warum halte ich daran fest?
  • Passt er noch zu meinem Leben?
  • Macht er noch Sinn?
  • Was passiert, wenn ich ihn behalte?
  • Wie sähe ein alternativer, fördernder Glaubenssatz aus?
  • Welches Kernbedürfnis wird dadurch sichergestellt?

Niemand ist perfekt

Mache dir bewusst, dass der Glaube an Perfektionismus ein Trugschluss ist. Denn in Wahrheit gibt es keine absolute Perfektion. Kein Mensch ist vollkommen fehlerfrei, auch wenn es von außen manchmal so scheinen mag. Dies liegt oft daran, dass wir nur einen Ausschnitt des Lebens anderer Menschen sehen, der häufig idealisiert oder gefiltert dargestellt wird.

Die Vorstellung von Perfektion ist außerdem stark subjektiv und variiert von Person zu Person. Die Maßstäbe und Kriterien, nach denen wir etwas als „perfekt“ bewerten, entstehen in unserem eigenen Kopf, beeinflusst von persönlichen Erfahrungen, gesellschaftlichen Erwartungen und inneren Überzeugungen. Was du selbst vielleicht als unvollständig, unzureichend oder nicht perfekt ansiehst, kann von einer anderen Person ganz anders wahrgenommen und sogar als bewundernswert betrachtet werden.

Mache es doch einfach mal nicht perfekt. Schaue dir passend dazu auch gerne meinen Beitrag "Passt schon – Ein Plädoyer für die Improvisation" an. Darin findest du weitere Tipps.

Fehler als Lernchance akzeptieren

Erfolgreiche Menschen sind oft nicht dadurch erfolgreich, dass sie keine Fehler machen, sondern gerade weil sie Fehler gemacht haben. Sie sind zuvor gescheitert, haben aus ihren Fehlern gelernt und es dann besser gemacht. 

Mache auch dir klar, dass Fehler zum Leben gehören. Man durchlebt einen ständigen Lernprozess. Schließlich haben wir ja auch nicht beim ersten Versuch das Laufen gelernt.

Mit der 80/20-Regel Druck rausnehmen

Mit der Pareto-Regel, auch 80/20-Regel genannt, lässt sich Perfektionismus effektiv bekämpfen. Sie besagt, dass 80 % der Ergebnisse mit nur 20 % des Aufwands erreicht werden. Verliere dich nicht in Details. Der Fokus auf die wesentlichen Aufgaben hilft dabei, um effizient und zielgerichtet zu arbeiten.
Für die restlichen 20 % der Ergebnisse müsstest du 80 % mehr Aufwand betreiben. Überlege dir daher häufiger, ob dieser Aufwand wirklich nötig ist.

Mehr über die Pareto-Regel erfährst du auch in diesem Beitrag: "Stress reduzieren mit dem Pareto-Prinzip"

Prioritäten setzen und Deadlines nutzen

Bei Aufgaben, bei denen du dazu neigst, perfektionistisch zu arbeiten, ist es hilfreich, dir eine eindeutige und realistische Frist zu setzen. Wähle die Frist so, dass sie dich daran hindert, übermäßig viel Zeit mit der Aufgabe zu verbringen und nicht in ein Muster des Perfektionismus zu verfallen. Indem du eine klare Deadline festlegst, ermutigst du dich selbst, effizienter zu arbeiten und dich auf das Wesentliche zu konzentrieren.

Kontrolle abgeben und delegieren lernen

Verantwortung abzugeben und Aufgaben an andere zu übertragen, hilft, Stress zu reduzieren. Viele denken, sie müssen alles selbst machen, um es perfekt zu machen. Das führt zu Überforderung. Diese Belastung kannst du reduzieren, wenn du Aufgaben delegierst. Außerdem stärkt das langfristig das Vertrauen in andere.

Dabei wirst du vielleicht auch feststellen, dass es nicht nur deinen Weg gibt, um ein Ziel zu erreichen. Verschiedene Menschen haben unterschiedliche Ideen und Erfahrungen. Das kann sogar zu besseren Lösungen führen.

Vertraue anderen. Setze klare Erwartungen und lasse Raum für Entscheidungen. Das fördert Eigenverantwortung und Motivation im Team. Und es entlastet dich.

Fazit

Perfektionismus kann ein Antreiber sein. Oder eine Bremse, die dich Energie, Zeit und Gesundheit kostet. Der Schlüssel liegt darin, zu erkennen, wann „gut genug“ wirklich reicht.

Wenn du merkst, dass dich dein eigener Perfektionismus mehr blockiert als weiterbringt, dann ist jetzt der richtige Zeitpunkt, etwas zu ändern.

Starte mit einem kleinen ersten Schritt: Nimm dir eine der Strategien vor und setze sie bewusst in den nächsten Tagen um.

Wenn du dabei Unterstützung möchtest, begleite ich dich in meinem Coaching dabei, Perfektionismus loszulassen, Prioritäten zu setzen und wieder mehr Leichtigkeit in deinen Alltag zu bringen.

Foto von Eran Menashri auf Unsplash

Wie gut ist dein Zeitmanagement wirklich?

Teste dich online (50 Fragen, 5 Bereiche) und erhalte sofort deine Auswertung und persönliche Tipps für deine Entwicklung.

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